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VHD Journal 2020 | #9

Für Forschung und Lehre, für die Hochschulen und das Fach insgesamt waren die vergangenen Monate mit distant teaching sowie den langen Schließungen und begrenzten Zugängen zu Bibliotheken und Archiven eine große Herausforderung. Mit unseren Erfahrungen aus dieser Zeit stellen sich die schon zuvor akuten Fragen der Digitalisierung mit noch größerem Nachdruck und aus einer neuen, quasi empirisch fundierteren Perspektive. Diese Ausgabe des VHD Journals widmet sich deshalb (zum zweiten Mal nach der 2014er-Ausgabe des Journals) dem Schwerpunktthema „Die Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter“.

Die Philosophin Petra Gehring sieht in ihrem grundlegenden Gastbeitrag über Digitalität den Schreibtisch der Forschenden „in eine Art Cockpit verwandelt, dessen Schnittstellen sich rasch wandeln und eine Fülle neuer (zumeist informell angeeigneter) Fertigkeiten fordern“. Über die notwendigen Kompetenzen, Möglichkeiten und Herausforderungen der digitalen Lehre haben wir vor dem Hintergrund, dass ein Präsenzbetrieb im Sommersemester nicht möglich war, mit Julia Bruch und Ursula Gießmann, Kim Christian Priemel sowie Claudia Zey, die derzeit in Deutschland, der Schweiz und in Norwegen lehren, gesprochen. Ursula Lehmkuhl fragt in ihrem Beitrag nach den Folgen des digital turn für die geschichtswissenschaftliche Lehre in inhaltlicher und methodischer Hinsicht. Außerdem werden Ihnen Johannes Paulmann, John Carter Wood und Fabian Cremer sowie Gerald Maier und Torsten Hiltmann die NFDI4Memory-Initiative für die „historisch arbeitenden Geisteswissenschaften“ vorstellen, die den digitalen Wandel fachnah und problemorientiert gestalten möchte und an der der VHD maßgeblich beteiligt ist. Mareike König berichtet zudem über die Aktivitäten der AG Digitale Geschichtswissenschaft im VHD.

Viele Veranstaltungen und Kongresse wurden aufgrund der aktuellen Corona-Pandemie ins Digitale verlagert oder ins kommende Jahr verschoben, so auch der 53. Deutsche Historikertag, der nun vom 5. bis 8. Oktober 2021 in München stattfinden wird. Ich freue mich auf die vielen persönlichen Begegnungen, auch mit unseren internationalen Gästen. Das Organisationskomitee um Martin Zimmermann und Denise Reitzenstein gibt Ihnen schon jetzt in diesem Heft einen Ausblick auf den Weg zum Historikertag 2021 in München.

Übrigens, das letzte Mal, dass der Zweijahresrhythmus durchbrochen wurde, war vor ziemlich genau 50 Jahren, als der für Oktober 1969 an der Kölner Universität geplante 28. Deutsche Historikertag aus Sorge vor „unruhigen Studenten“ in den April 1970 verschoben wurde. 2021 werden wir auch die Jubiläumsfeier zum 125. Geburtstag des Verbandes nachholen. Matthias Berg beleuchtet in seinem Beitrag die spannenden Umstände des ersten Historikertages, der 1893 ebenfalls in München stattfand und der offiziellen Gründung des Verbandes zwei Jahre später unmittelbar vorausging. Unsere langjährige Geschäftsführerin Nora Hilgert wirft Ihren Blick auf die letzten rund zehn Jahre, in denen sie die Professionalisierung des Verbandes maßgeblich vorangetrieben hat. Dabei geht sie auch auf Herausforderungen ein, die sie für das Fach und den Verband in Zukunft sieht.

Außerdem stellen wir Ihnen die aktuellen Initiativen des VHD zu den Themen Studierfähigkeit, nachhaltige Wissenschaft und Reisen sowie Karrierewege in der Geschichtswissenschaft vor. Mit Philipp Janssen haben wir über das Thema Wissenschaftskommunikation und sein Projekt „AnnoPunktPunktPunkt – Der Podcast über aktuelle Forschung aus der Geschichtswissenschaft“ gesprochen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und vor allem eine anregende Lektüre!

Ihre Eva Schlotheuber
Vorsitzende des VHD