Die digitale Herausforderung an die Geschichte. Forschungsinfrastrukturen und Geschichtswissenschaft

Über 100 Experten aus Wissenschaft und Politik kamen am 3. September zur Eröffnungstagung der "AG Digitale Geschichtswissenschaft" an das Braunschweiger Georg-Eckert-Institut.

Welche Chancen und Herausforderungen birgt die Digitalisierung für die historische Forschung? Seit einigen Jahren verändern neue technologische Möglichkeiten die Arbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern grundlegend – angefangen von den Recherchemöglichkeiten, der Verfügbarkeit von Daten und Quellen, über die Art und Weise, wie Forscher untereinander kommunizieren und zusammenarbeiten bis hin zu neuen Methoden und Forschungsfragen. Auch die Rahmenbedingungen für die historische Forschung befinden sich in einem tiefgreifenden Wandel, bei dem viele Fragen und Weichenstellungen allerdings noch offen sind: Was bedeutet die Digitalisierung für wissenschaftliche Institutionen und für die Forschungsförderung? Wie werden sich die akademische Lehre und die Nachwuchsförderung verändern? Welcher Infrastrukturen und Werkzeuge werden sich die Historiker künftig bedienen? Um diese und weitere Fragen zu diskutieren, veranstaltete die AG "Digitale Geschichtswissenschaft" am 3. September 2013 am Georg-Eckert-Institut in Braunschweig eine Tagung unter dem Titel "Die digitale Herausforderung an die Geschichte. Forschungsinfrastrukturen und Geschichtswissenschaft".  

In seinem Vortrag unterstrich der Vorsitzende des VHD, Prof. Dr. Martin Schulze Wessel, die Bedeutung digitaler Angebote für die Wissenschaft: "In Zeiten der Exzellenzinitiative ist der wissenschaftliche Alltag in hohem Maße vom Wettbewerb der Standorte geprägt. Forschung wird aber weitergebracht durch das Teilen von Forschungsergebnissen in Netzwerken. Digitale Forschungsinfrastrukturen unterstützen die wissenschaftliche Kooperation über Standorte und nationale Grenzen hinweg."

Auch Prof. Dr. Simone Lässig, Direktorin des Georg-Eckert-Instituts und als Sprecherin der AG zugleich Organisatorin der Tagung, betonte: "Forschungsinfrastrukturen sind für Forschung und Lehre in allen Disziplinen unverzichtbar. Die AG setzt sich deshalb dafür ein, sie als wissenschaftliche Leistung anzuerkennen, zu fördern und zu sichern." Zugleich plädierte sie für fachspezifische Lösungen: "Historiker sind sehr aufgeschlossen für die neuen Potenziale, die die digitale Welt eröffnet – kein anderer großer geisteswissenschaftlicher Verband hat sich als Ganzer so offen gezeigt wie unserer und die große Resonanz, die wir mit der Tagung im Fach gefunden haben, bestätigt dies. Aber wir sind nicht naiv – es gibt nicht nur Chancen, sondern auch Risiken. Beides werden wir ausloten. Und dabei lassen wir uns von einer klaren Prämisse leiten: Geschichtswissenschaft will und muss problemorientiert und nicht technologiegetrieben forschen."

Die Tagung endete mit einer intensiven und angeregten Podiumsdiskussion, an der Vertreter des Ministeriums für Bildung und Forschung, des Wissenschaftsrats, der universitären Infrastrukturen und Bibliotheken, der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie der AG teilnahmen. Um die Interessen des Verbandes angemessen vertreten zu können, hat der Ausschuss des Historikerverbandes bereits im Frühjahr 2013 den Unterausschuss "Geschichtswissenschaft in der digitalen Welt" mit Simone Lässig als Sprecherin eingerichtet. Er tagte am Montag vor der Konferenz und erarbeitete erste Positionspapiere.

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