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Stellungnahme des VHD zum Gesetzentwurf zur Novellierung des WissZeitVG

Am 17.03.23 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Eckpunkte eines...

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Aktuelles aus der Geschichtswissenschaft

DFG-Schwerpunktprogramm 2361 „Auf dem Weg zur Fluvialen Anthroposphäre“

Am 9. und 10. März 2023 fand das Kick-off-Treffen des DFG-Schwerpunktprogramms 2361 „Auf dem Weg...

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Aufruf zur Einreichung von Sektionsvorschlägen für den 51. Deutschen Historikertag in Hamburg


Einsendeschluss: 31.10.2015


Der 51. Deutsche Historikertag wird in der Zeit vom 20. bis 23. September 2016 an der Universität Hamburg stattfinden. Auch für diesen Historikertag haben Vorstand und Ausschuss des Verbandes der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. (VHD) ein Motto gewählt, das als Orientierung bei der Beantragung von Sektionen dienen mag. Es lautet:

 „Glaubensfragen“.

Mit dem Motto sind religionshistorische, aber auch wissenschaftsgeschichtliche und geistesgeschichtliche Arbeitsfelder angesprochen, zugleich lädt das Motto zu einer Selbstreflexion über die Grundlagen des Faches ein.

Bereits in der antiken Geschichtsschreibung standen Mythen in einem Spannungsverhältnis mit dem Versuch der rationalen Durchdringung von Vergangenheit. Mit der Entstehung von Geschichte als Wissenschaft sind „Glaubensfragen“, verstanden als unbegründete Spekulationen, aus der Historiographie ausgeschlossen worden. Gegen das bloße Fürwahrhalten eigener Wahrnehmungen und Überzeugungen, die Tradierung ungeprüfter Legenden richtete sich das disziplinenspezifische Regelwerk der Historik, welche aufgrund empirischer Erforschung der Vergangenheit und logischem Schlussfolgern nicht zu Glauben, sondern zu Wissen gelangte. Die Zurückweisung von empirisch nicht zu erhärtenden Annahmen über die Vergangenheit und von „Kathederprophetie“ – so Max Webers Begriff in „Wissenschaft als Beruf“ – gehört seitdem zum Kernbestand des professionellen Selbstverständnisses der Geschichtswissenschaft.

Doch sind die Grenzen zwischen Glaubens- und Wissensfragen flüssig geworden. Davon zeugt zum Beispiel der eingeführte Begriff des „religiösen Wissens“, dessen zentrales Kriterium nicht die Überprüfbarkeit eines (geoffenbarten) Wissens ist, sondern die Vernetzung von Wissensbeständen und deren Akzeptanz innerhalb einer bestimmten Gruppe. Für eine kritische Reflexion der eigenen Fachgeschichte noch aufschlussreicher ist die Tatsache, dass viele Theorien, mit denen historische Prozesse analysiert werden, durchaus empirisch nicht zu falsifizierende Elemente, also „Glaubensfragen“, enthalten. Dafür gibt es kaum ein besseres Beispiel als die Säkularisierungstheorie, die, ebenso wie die ihr entgegengesetzte Theorie der Persistenz von Religion im Zeichen „religiöser Pluralisierung“, in der Fachdiskussion seit dem 19. Jahrhundert oft ein weitgehend empirieresistentes Narrativ mit prognostischen Annahmen darstellt.

Mit dem Historikertags-Motto „Glaubensfragen“ ist nicht nur das Verhältnis von Glauben und Wissen angesprochen, sondern selbstverständlich auch Religion als Gegenstand der historischen Forschung. Religionsgeschichte hat sich als etabliertes Forschungsfeld längst von der Kirchengeschichte emanzipiert, so wichtig diese für viele Fragestellungen bleibt. Der Deutsche Historikertag ist offen für die Perspektiven von Nachbardisziplinen, die aus theologischer, religionswissenschaftlicher oder religionssoziologischer sich dem Phänomen des Glaubens widmen. Einen speziellen Ertrag verspricht der 51. Deutsche Historikertag als epochenübergreifende Veranstaltung in der Zusammenschau von antiker, mittelalterlicher und neuzeitlicher Religionsgeschichte. Angesichts des hohen Spezialisierungsgrads, den die Religionsgeschichte erlangt hat, sind Fragestellungen, welche etablierte Periodisierungsgrenzen überspannen, willkommen.

Wie auch auf den vergangenen Historikertagen werden nicht alle Sektionen auf das Motto bezogen sein. Vielmehr soll sich ein gewisser Anteil am Gesamtprogramm auf andere Fragen beziehen, um der Spannweite aktueller Forschungen hinreichend Raum zu geben.

Der 51. Deutsche Historikertag hat mit Indien erstmals ein Partnerland außerhalb Europas und Nordamerikas. Damit verstärkt der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands die Verbindungen zu der großen und produktiven geschichtswissenschaftlichen Community Indiens. Er trägt auch der Tatsache Rechnung, dass die Geschichtswissenschaft in Deutschland in den vergangenen Jahren zunehmend Aufmerksamkeit für die Verflechtungen der europäischen Geschichte mit der anderer Weltregionen entwickelt hat. Gerade im Hinblick auf die Wahl von Indien als Partnerland des Historikertags lädt der Hamburger Historikertag auch zu Fragen ein, welche transnationale und globalgeschichtliche Perspektiven einnehmen.

Formalia


Der Ausschuss bittet darum, Vorschläge zu Sektionen für den 51. Deutschen Historikertag bis zum 31. Oktober 2015 entweder über unser Webformular hochzuladen oder per E-Mail (Format PDF) an die Geschäftsstelle (s.u.) in folgender Form einzureichen:

  • Name(n) der/ des Antragsteller(s)/Antragstellerinnen
  • Titel der Sektion
  • Epochale Zuteilung (Alte Geschichte, Geschichte des Mittelalters, Geschichte der Frühen Neuzeit, Neuere und Neueste Geschichte, Zeitgeschichte, Epochenübergreifend)
  • Angaben zum inhaltlichen Schwerpunkt (z.B. Außereuropäische Geschichte, Digitale Geschichtswissenschaft, Geschichtsdidaktik)
  • Angaben zur geplanten Länge einer Sektion (zweistündig oder dreistündig, vierstündig mit besonderer Begründung)
  • Angabe zum Sektionsformat: Vorträge mit Diskussion oder Podiumsdiskussion/Roundtable
  • Abstract (max. 7.500 Zeichen inkl. Leerzeichen). Das Abstract sollte Angaben über die Fragestellung, die Inhalte und die Zielsetzungen sowie die Durchführungsformen der Sektion beinhalten.
  • Liste der Referenten (möglichst endgültig) und Referatstitel
  • Adresse, Telefon und E-Mail-Adresse der/ des Antragsteller(s)/Antragstellerinnen


Bitte beachten Sie den Beschluss des Ausschusses zur Länge der Sektionen. An den Vormittagen finden ab sofort nur noch zweistündige Sektionen (ca. 4 Referentinnen und Referenten, inkl. Kommentar und Einleitung) statt. Die Länge der Nachmittagssektionen wurde mit drei Stunden (ca. 5 Referentinnen und Referenten, inkl. Kommentar und Einleitung) beibehalten. Das bisherige Format der vierstündigen Sektionen (ca. 7 Referentinnen und Referenten, inkl. Kommentar und Einleitung) ist nur noch in begründeten Ausnahmefällen möglich.

Sektionsanträge können nur von Mitgliedern des VHD eingereicht werden. Sollten Sie kein Mitglied sein, besteht die Möglichkeit mit Einreichung des Sektionsvorschlages in den VHD einzutreten. Entsprechende Formulare finden sich hier. Ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler können eine Sektion beantragen, sofern sie dabei mit mindestens einem Mitglied des VHD kooperieren.

Sektionen des Historikertages sollen zu kontroversen Diskussionen anregen. Es ist für die Antragstellung nicht ratsam, bestehende Zusammenhänge wie Forschungsverbünde in einem Sektionsantrag zu reproduzieren. Bitte achten Sie auf eine ausgewogene Vielfalt in der Zusammenstellung Ihrer Themen und Ihrer Referentinnen und Referenten.

Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.
Dr. Nora Hilgert (Geschäftsführung)
Goethe-Universität Frankfurt
Senckenberganlage 31-33
60325 Frankfurt
E-Mail: geschaeftsstelle@historikerverband.de


Bei Fragen steht Ihnen unsere Geschäftsführerin unter der angegeben E-Mail-Adresse jederzeit gerne zur Verfügung.

Stand: 17.04.2015