Geschichte wird in Deutschland seit über 200 Jahren in Schulen als eigenständiges Fach unterrichtet und hat dabei selbst eine wechselvolle Geschichte durchlaufen. Aus Sicht des VHD ist ein methodisch reflektierter, didaktisch versierter und inhaltlich fundierter Geschichtsunterricht an sämtlichen Schulformen in der Gegenwart unverzichtbar. Er sollte deshalb nicht in seinem Stellenwert im Fächerkanon reduziert werden. Das bedeutet: keine Kürzung des Faches Geschichte in der Stundentafel, keine Marginalisierung in sogenannten Verbundfächern, kein fachfremdes Unterrichten, Geschichte als Pflicht-, nicht als Wahlfach. 

Guter Geschichtsunterricht schult das kritische Denken. Er zeigt, wie man quellengestützt argumentieren und dabei verschiedene Perspektiven berücksichtigen kann. Er ermuntert Kinder und Jugendliche sich aktiv und kritisch mit der Geschichte, aber auch mit dem gesellschaftlichen Umgang mit der Geschichte auseinanderzusetzen. Er verdeutlicht nicht nur, was an der eigenen Gegenwart als historisch geworden zu begreifen ist, sondern auch welche Entwicklungen der Vergangenheit sich warum nicht durchgesetzt haben. Er bietet Orientierung in einer zunehmend unübersichtlichen Welt, zugleich aber hinterfragt er unreflektierte historische Identifikationsmuster. 

Das Interesse an einem Studium der Geschichtswissenschaft wird nicht selten in der Schule durch engagierte Lehrer:innen geweckt, die sich durch eine hohe Fachkompetenz auszeichnen. Umso wichtiger ist es, im Lehramtsstudium grundlegende historische Wissensbestände, wissenschaftliche Arbeitsmethoden und Interpretationsansätze zu vermitteln und dabei aktuelle Herausforderungen wie die Globalisierung, die Digitalisierung und die Diversifizierung von Gesellschaften in den Blick zu nehmen. So bedeutsam die Vermittlung erziehungswissenschaftlicher Kompetenzen für angehende Geschichtslehrkräfte ist, eine fundierte fachliche und fachdidaktische Ausbildung ist aus Sicht des VHD für einen kompetenzorientierten Geschichtsunterricht unabdingbar.  

Geschichtslehrer:in zu werden bedeutet die Zukunft mitzugestalten. Damit klar wird, warum und wie diese Zukunft durch Vergangenheit geprägt ist und wie Vergangenheit in Schulen vermittelt werden kann, braucht es den Schulterschluss von Historiker:innen, Geschichtsdidaktiker:innen und Geschichtslehrer:innen. Deshalb begleiten die drei Fachverbände VHD, VDG und die Konferenz für Geschichtsdidaktik (KGD), deren Mitglieder sich teilweise personell überschneiden, die von den Bundesländern verantwortete Entwicklung des Geschichtsunterrichts kritisch mit, erarbeiten Lehrpläne und gestalten Lehrmaterialien. Mitglieder von VDG und KGD nehmen mit eigenen Beitragsschwerpunkten am alle zwei Jahre stattfindenden Historikertag teil. Zum Geschichtsunterricht gab es bereits gemeinsame Erklärungen und Stellungnahmen.  

Christine Grieb und Heike Wolter