Hedwig Hintze

Der nach der jüdischen Historikerin Hedwig Hintze (1884-1942) benannte Preis des VHD richtet sich an jüngst Promovierte und wird für hervorragende Dissertationen aus dem Gesamtbereich der Geschichtswissenschaft vergeben. Der Hedwig Hintze Preis ist mit 5.000€ dotiert und wird alle zwei Jahre vergeben. Hedwig Hintze war eine der ersten deutschen habilitierten Historikerinnen. Ihr zentraler Forschungsschwerpunkt lag auf der französischen Geschichte der Sattelzeit. Sie lehrte bis zu ihrer Entlassung 1933 an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin und verstarb im Exil in den Niederlanden, nachdem sie den 1940 erhaltenen Ruf auf eine Professur an der New School for Social Research in New York aufgrund der deutschen Besatzung der Niederlande nicht mehr hatte antreten können. 

Anna Catharina Hofmann und Irina Saladin erhalten Hedwig Hintze Preis 2021 

Mit dem Hedwig Hintze Preis 2021 wurden Anna Catharina Hofmann (Halle) für ihre Dissertation „Francos Moderne. Technokratie und Diktatur in Spanien 1956-1973“ und Irina Saladin (Tübingen) für ihre Dissertation „Karten und Mission. Die jesuitische Konstruktion des Amazonasraums im 17. und 18. Jahrhundert“ ausgezeichnet. 

In seiner Laudatio auf die ausgezeichnete Dissertation von Anna Catharina Hofmann betonte VHD Vorstandsmitglied Frank Bösch: „Anna Catharina Hofmanns Dissertation über ‚Francos Moderne. Technokratie und Diktatur in Spanien 1956-1973‘ ist eine besonders preiswürdige Arbeit. Die ökonomischen Reformen im spätfranquistischen Spanien sind natürlich schon häufiger thematisiert worden. Hofmanns elegant formulierte Dissertation setzt jedoch viele neue Akzente. Das gilt bereits für ihren methodischen Ansatz. Auf Grundlage einer breiten Archiv- und Quellenauswertung verbindet sie Politik-, Wissens- und Wirtschaftsgeschichte mit einem biographischen Zugang. Die Konzepte und Praktiken des spanischen Planungskommissars Laureano López Rodó bildet einen roten Faden, um die spanische Staats- und Gesellschaftsgeschichte vertieft auszuleuchten.“ 

Verleihung des Hedwig Hintze Preises 2021 auf dem 53. Deutschen Historikertag: Laudatorin Silke Hensel, Preisträgerin Irina Saladin und die ehemalige VHD Vorsitzende Eva Schlotheuber (v.l.n.r.).

Silke Hensel, VHD Ausschussmitglied, begründete in ihrer Laudatio die Auszeichnung Irina Saladins wie folgt: „Den komplexen Prozess der Erstellung von Karten als einer Form der Wissensproduktion widmet sich Irina Saladins Dissertation. Sie nimmt die Jesuiten in den Blick, die im 17. und 18. Jahrhundert im Amazonasraum, konkret im Reino de Quito, missionierten und unter anderem Karten über das Gebiet erstellten. Die Repräsentation des Raums in all ihren Facetten und die sich daraus entfaltenden Sinnzuschreibungen, wie sie die Kartenhersteller, aber auch die Rezipienten vornahmen, werden ebenso einer eingehenden Analyse unterzogen, wie die Frage nach den beteiligten Akteuren und dem Kontext, in dem die Karten entstanden. Saladin zeigt auf der Basis von umfangreichem Quellenmaterial die Bedeutung und den Zusammenhang von Mission und Wissensproduktion auf. Die Studie besticht durch ihr theoretisches und methodisches Fundament. Irina Saladin kann den performativen Charakter von Karten und die darin enthaltenen Übersetzungsleistungen überzeugend herausarbeiten.“ 

Verleihung des Hedwig Hintze Preises 2021 auf dem 53. Deutschen Historikertag: Laudator Frank Bösch, Preisträgerin Anna Catharina Hofmann und VHD Vorsitzende Eva Schlotheuber (v.l.n.r.).

Hedwig Hintze Preis 2021: Voraussetzungen und Verfahren 

Die Disputation musste zwischen dem 1. November 2017 und dem 31. Oktober 2019 stattgefunden haben. Der Vorschlag erfolgte durch die betreuende Hochschullehrerin bzw. den betreuenden Hochschullehrer; eine Mitgliedschaft im Verband ist nicht erforderlich. Dem Vorschlag waren zwei Exemplare der Schrift (Manuskript oder gedruckt), ein kurzer Lebenslauf sowie die Korrespondenzadresse der/des Vorgeschlagenen beizulegen. 

Insgesamt wurden 32 Arbeiten für den Hedwig Hintze Preis 2021 eingereicht. Die Arbeiten wurden in einem mehrstufigen Verfahren sowohl von Mitgliedern des VHD Ausschusses, als auch von externen Historiker:innen begutachtet. 

Eine Übersicht der Preisträger:innen der vergangenen Jahre finden Sie hier:

Preisträger:innen der vergangenen Jahre

2021

Anna Catharina Hofmann: Francos Moderne. Technokratie und Diktatur in Spanien 1956-1973

Irina Saladin: Karten und Mission. Die jesuitische Konstruktion des Amazonasraums im 17. und 18. Jahrhundert

2018

Katharina Kreuder-Sonnen: Wie man Mikroben auf Reisen schickt. Zirkulierendes bakteriologisches Wissen und die polnische Medizin 1885-1939

2016

Nadine Amsler Weber: The Lord of Heaven in the Inner Chambers: Jesuits, Women and Domestic Christianity in China (ca. 1580-1690)

Joseph Lemberg: Der Historiker ohne Eigenschaften. Eine Problemgeschichte des Mediävisten Friedrich Baethgen

2014

Eva Maria Gajek: Imagepolitik im olympischen Wettstreit. Die Spiele von Rom 1960 und München 1972

2012

Jan Hennings: „Russian Diplomatic Ceremonial and European Court Cultures 1648-1725“

Julia Tischler: „Light and Power for a Multiracial Nation. The Kariba Dam Scheme in the Central African Federation“

2010

Anne Sudrow: „Der Schuh im Nationalsozialismus. Eine Produktgeschichte im deutsch-britisch-amerikanischen Vergleich“

2008

Martin Lücke: „Ein lichtscheues Treiben. Männliche Prostitution in Deutschland im Kaiserreich und in der Weimarer Republik“

Victor Walser: „Bauern und Zinsnehmer. Politik, Recht und Wirtschaft im frühhellenistischen Ephesos“

2006

Carola Dietze: „Nachgeholtes Leben. Die Emigration und Remigration Helmuth Plessners“

2004

Astrid M. Eckert: „Kampf um die Akten. Die Westalliierten und die Rückgabe beschlagnahmten deutschen Archivguts nach dem Zweiten Weltkrieg“

2002

Stefan-Ludwig Hoffmann: Die Politik der Geselligkeit. Freimaurerlogen in der deutschen Bürgergesellschaft 1840-1918″