VHD Journal #1
Die erste Ausgabe des „VHD Journals“ ist da!
Editorial
Liebe Mitglieder des Verbandes der Historiker und Historikerinnen
Deutschlands,
die Rahmenbedingungen für die Geschichtswissenschaft haben sich in den vergangenen Jahren vielfältig verändert: Bezüglich der Universitäten mögen die Stichworte Hochschulreform, Ranking und Exzellenzinitiative genügen. Wie andere Geschichts- und Sozialwissenschaften ist unser Fach auch vom technischen Wandel betroffen: Die Einführung von digitalen Methoden der Fachinformation, des Publizierens und der Text- und Bildanalyse sind/bergen neue Herausforderungen und Chancen. Ferner berührt die Veränderung des
Urheberrechts die Rahmenbedingungen unseres Faches.
Der VHD hat – etwa in der Frage des Rankings – zu wissenschaftspolitischen Fragen Position bezogen und öffentlich Begründungen geliefert. Dafür sind die großen Zeitungen und andere öffentliche Medien der beste Ort. Zugleich scheint es notwendig, ein Medium zu haben, in dem der VHD seine Aktivitäten den Mitgliedern gegenüber dargelegt und Diskussionen auch außerhalb der Historikertage ermöglicht. Zu dieser Selbstverständigung lädt das neue Mitgliederjournal ein. Das Journal wird über die Aktivitäten des Verbandes und seiner Arbeitsgemeinschaften informieren. Zugleich soll es ein Ort für Denkanstöße und Interventionen der Mitglieder sein. Dafür steht auch eine Onlineversion des Journals zur Verfügung, an einem Konzept für Blog-Diskussionen arbeiten wir.
Das neue Mitgliederjournal übernimmt einige Funktionen des Berichtsbands, der bislang in gedruckter Form alle Zusammenfassungen der Vorträge eines Historikertags enthielt. Diese umfassende Dokumentation wird der VHD auch künftig anbieten, aber nicht mehr in gedruckter Form, sondern als PDF-Dokument auf der Website des Historikertags und des Historikerverbandes. Eine gedruckte Version dieser Datei wird vom VHD archiviert. Dagegen wird das neue Mitgliederjournal keinen vollständigen Bericht über alle Historikertagpanels liefern, sondern exemplarisch einzelne Sektionen beleuchten.
Die erste Nummer des Mitgliederjournals enthält vor allem einen Rückblick auf den Mainzer Historikertag. Außerdem kündigt das Heft den 50. Deutschen Historikertag an, der vom 23. bis 26. September 2014 in Göttingen stattfinden wird. Für den Jubiläumskongress haben Vorstand und Ausschuss des VHD das Motto „Gewinner und Verlierer“ ausgewählt. Damit berührt der Historikertag einige Grundfragen der Geschichtswissenschaft, die durchaus in spannungsreichem Verhältnis stehen: Es geht zum einen darum, konkret nach Gewinnern und Verlierern – etwa in Modernisierungs- oder Globalisierungsprozessen – zu fragen, zum anderen aber auch, die historiographischen Redetraditionen über „Gewinner“ und „Verlierer“ kritisch zu befragen. In einer Zeit des institutionalisierten interuniversitären Wettbewerbs hat das Motto auch eine selbstreflexive Funktion. Die vielfältigen Potenziale und Anschlussmöglichkeiten des Mottos werden im Call for Papers erläutert, der über H-Soz-u-Kult und den VHD-Newsletter veröffentlicht wurde und in diesem Mitgliederjournal nochmals abgedruckt ist.
In den vergangenen Jahren hat nicht zuletzt die Frage des Rankings den VHD beschäftigt. Der Verband hat zum CHE-Ranking aufgrund der methodischen Schwächen der Datenerhebung und –auswertung eine ablehnende Haltung eingenommen, die inzwischen von einer ganzen Reihe von Fachverbänden geteilt wird. Die allermeisten Historischen Seminare in Deutschland unterstützen diese Haltung, nur in einzelnen Fällen haben Institute aktiv am CHE-Ranking teilgenommen. Die undurchsichtige Form der Datenerhebung durch das
CHE lässt insbesondere in der analog veröffentlichten Publikation des Rankings nicht eindeutig erkennen, woher die Daten stammen.
In vielen Fällen beschränkt sich die Datenbasis des CHE-Rankings auf unvollständige Daten, die von Universitätsleitungen oder vom Statistischen Bundesamt gewonnen wurden. Die methodischen Mängel des CHE-Rankings beschädigen die an sich gute Absicht, Studienanfängern Informationen über das Studium an verschiedenen Universitäten an die Hand zu geben. Der VHD hat sich daher entschlossen, in Kooperation mit dem Fachverband für Soziologie, einen anderen Weg aufzuzeigen und ein eigenes Studieninformationsportal aufzubauen. Dies soll umfassend über Studienmöglichkeiten informieren und sich dabei konsequent an den Bedürfnissen von Studierenden orientieren. Hohe Drittmittelquoten etwa sind, anders als es das CHE-Ranking annimmt, kein Faktor, der die Studiensituation notwendigerweise positiv beeinflusst.
Im Journal werden ferner die Preisträgerinnen und Preisträger des Mainzer Historikertages sowie der neue Vorstand und Ausschuss des VHD vorgestellt. Die Arbeitsgemeinschaften Frühe Neuzeit und Landesgeschichte erhalten die Gelegenheit, ihre Arbeit darzustellen.
Für die Diskussion der Situation des akademischen Mittelbaus gibt es nun eine belastbare Grundlage, die aus einer umfangreichen Befragung im Jahr 2012 entstanden ist. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse enthält dieses Heft, eine ausführliche Dokumentation
finden Sie auf der Homepage des Verbandes.
Die nächste Nummer des Mitgliederjournals soll im Sommer 2014 vor dem 50. Deutschen Historikertag erscheinen. Wenn sich das Journal bewährt, soll es dann jährlich veröffentlicht werden. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.
Ihr Martin Schulze Wessel
(Vorsitzender des VHD)
(Anm. d. Redaktion: Bedingt durch einen technischen Fehler ist der Querschnittsbericht der Geschichtsdidaktik zum 49. Deutschen Historikertag nicht im Heft abgedruckt. In der hier zur Verfügung stehenden Version erhalten Sie das vollständige Heft mit allen Querschnittsberichten zum Download. Zu finden sind diese auch auf H-Soz-u-Kult.)
Diesen Inhalt empfehlen