VHD Journal #10
Stets ist umkämpft, was in Gesellschaften als wahr, gerecht oder legitim gilt. Deutungskämpfe treiben historische Prozesse voran und bestimmen gegenwärtige Debatten. Die Konflikte im Nahen Osten sind wohl wie wenige andere durch eine Jahrhunderte zurückreichende Geschichte geprägt. Das Partnerland des 53. Deutschen Historikertages, Israel, steht seit langer Zeit im Zentrum existenzieller historischer und politischer Deutungskämpfe. Besonders in polarisierenden Situationen sind die verschiedenen Perspektiven auf die komplexen Ursachen unverzichtbar. Die Geschichtswissenschaft kann konkurrierende Narrative offenlegen und ein tiefer gehendes Verständnis für die Komplexität historischer Entwicklungen ermöglichen.
Diese Ausgabe des VHD Journals widmet sich mit einem Schwerpunktthema dem „Nahen Osten als historischer Raum“ und gibt damit einen Ausblick auf den Historikertag. Yfaat Weiss beleuchtet in ihrem Beitrag Israels Gründungszeit und den Beginn des Zeitalters selbstbestimmter Nationen im Nahen Osten. Wolfram Drews erkundet die Region als Zentrum vielfältiger historischer Austauschprozesse seit der Antike. Werner Eck beschreibt die Genese der Alten Geschichte als akademische Disziplin in Israel und Ole Johannsen wirft einen kurzen Blick auf die Namensgeschichte Syriens. Den Korrespondenten Thomas Aders haben wir gefragt, welche Bedeutung historisches Wissen für die journalistische Berichterstattung aus dem Nahen Osten hat. Moshe Zimmer-mann setzt sich in seinem Artikel mit den aktuellen Debatten über Antisemitismusdefinitionen auseinander. Ulrike Freitag, Noël van den Heuvel und Birgit Schäbler eröffnen in Ihren Beiträgen ein vielfältiges Panorama über Entwicklungen und Trends der historischen Forschung in und über den Nahen Osten. Schließlich berichtet Shmuel Feiner in einem Interview über die Arbeit der Historical Society of Israel.
In wenigen Monaten wird in München der 53. Deutsche Historikertag eröffnet. Es wird, so viel steht schon fest, „ein Historikertag ohne Beispiel“ werden: Erstmals wird der Kongress überwiegend digital stattfinden, nachdem wir ihn bereits im vergangenen Jahr verlegen mussten. Das Münchner Ortskomitee um Martin Zimmermann und Denise Reitzenstein gibt Ihnen einen Einblick in die Kongressorganisation in Pandemiezeiten inklusive eines ersten Eindruckes von der digitalen Kongressplattform. Zum Motto „Deutungskämpfe“, aber auch zu anderen Themen haben uns eine Vielzahl von Sektionsvorschlägen erreicht. Das umfangreiche Programm ist seit einigen Wochen auf der Website des Historikertags freigeschaltet. Dort finden Sie auch ein Media Toolkit, das Ihnen die Möglichkeit bietet, in Ihren digitalen Netzwerken für den Historikertag zu werben. In dieser Ausgabe des Journals haben wir für Sie ab Seite 47 alle wichtigen Information zur Anmeldung und Registrierung, zu Sektionen des VHD, zum hybriden Sonderprogramm sowie zu den Festveranstaltungen zusammengefasst.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich schon jetzt, Sie bald wenigstens im virtuellen Raum auf dem 53. Deutschen Historikertag begrüßen zu können.
Ihre Eva Schlotheuber
Vorsitzende VHD
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