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VHD Journal 2014

Editorial

Liebe Mitglieder des Verbandes der Histoiker und Historikerinnen Deutschlands, 

bereits in den vergangenen Jahrzehnten hat digitale Technik die Arbeitsweisen unseres Faches tiefgreifend verändert, vor allem in der Fachinformation, aber auch durch die Schaffung großer digitalisierter Quellen- und Literaturbestände. Welche Potentiale die digitale Revolution für die Quellenanalyse bereithält, ist noch schwer zu ermessen. Absehbar ist aber, dass die neuen Techniken auch mit neuen Fragestellungen verbunden sein werden.

Der Wandel in den Geisteswissenschaften beschränkt sich nicht auf Aspekte, digitale Geschichtswissenschaft ist nicht nur eine neue Hilfswissenschaft, sondern berührt das Fach umfassender. Man mag davor warnen, dass Geschichtswissenschaft mit ihren Fragestellungen nicht den Verheißungen einer neuen Technik hinterherlaufen darf, oder umgekehrt neue Chancen für die Geisteswissenschaften in einer digitalen Revolution erkennen. In jedem Fall handelt es sich um einen Umbruch, der im VHD diskutiert werden muss – auch um die spezifischen Interessen der Geschichtswissenschaft gegenüber den Förderinstitutionen in diesem Feld zu formulieren. Es gibt also Grund genug, dass sich das Journal des VHD in seiner zweiten Nummer dem Thema der „Digitalen Geschichtswissenschaft“ widmet. Wir knüpfen damit an eine Konferenz an, die unser Verband gemeinsam mit der AG Digitale Geschichtswissenschaft im September 2013 in Braunschweig veranstaltet hat, sowie an die Arbeit eines 2012 gegründeten Unterausschusses des VHD.

Ein anderes wichtiges Thema im Verband ist die öffentliche Darstellung von Studienangeboten im Bereich der Geschichtswissenschaften.Bereits seit vielen Jahren vertritt der VHD die Auffassung, dass das CHE-Ranking methodisch unbefriedigend ist; weitere Fachverbände sind dieser Meinung in den vergangenen Jahren gefolgt und haben ihren Protest zum Ausdruck gebracht. Das Ergebnis ist, dass die meisten historischen Seminare – einer Empfehlung des VHD folgend – bereits keine Daten mehr an das CHE liefern. Die Entwicklung eines Alternativkonzeptes ist geboten.

Um Studienanfängern eine bessere Orientierungsmöglichkeit als die grünen, gelben und blauen Ampelsignale des CHE zu bieten, hat der VHD beschlossen, in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Soziologie selbst ein Studieninformationsportal zu entwickeln. Das Portal verzichtet auf eine Wertung, informiert aber anschaulich und detailliert über die Bachelor-Studiengänge in unserem Fach. Es soll die erste und wichtigste Orientierungshilfe für das Geschichtsstudium in Deutschland werden, bald auch ergänzt um eine Übersicht der Lehramts-, Master- und Promotionsstudiengänge. Neben der Soziologie werden sich voraussichtlich auch andere geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen an dem Studieninformationsportal beteiligen. Wir haben das Portal Anfang Juli freigeschaltet. Sie erreichen es unter: www.studium.org/geschichte.

Die nach wie vor aktuelle Frage des Wissenschaftsratings hat uns auf der Tagung „Neue Wege im deutschen Hochschulsystem“ am 10. Juni 2014 in Berlin intensiv beschäftigt. Zugleich haben wir in Kooperation mit der Jungen Akademie auch über die Perspektiven jüngerer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die Vereinbarkeit von Familie und Hochschulberuf diskutiert.

Bis zum 50. Deutschen Historikertag im Göttingen sind es nur noch wenige Monate. Das Motto „Gewinner und Verlierer“ hat viel Interesse geweckt, aus den zahlreichen Sektionsvorschlägen, die eingereicht wurden, hat der Ausschuss des Verbandes ein Programm zusammengestellt, das den vielfältigen Aspekten des Mottos gerecht wird, aber auch Raum für Themenschwerpunkte jenseits dieser Rahmung lässt. Bundespräsident Joachim Gauck wird bei der Eröffnung des Historikertags sprechen. Für die Festvorträge haben wir die Regius-Professorin Lyndal Roper und den Publizisten Wolfgang Schivelbusch gewinnen können. Das Programm des 50. Deutschen Historikertags ist Ihnen bereits zugeschickt worden. Sie finden es in diesem Journal nochmals in einigen Schlaglichtern dargestellt und online unter 
www.historikertag.de. Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre.