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VHD Journal Juli 2016

Editorial 

LIEBE MITGLIEDER DES VERBANDES, 

aus der Vergangenheit sind selten einfache Schlüsse für die Gegenwart zu ziehen. Gleichwohl bietet die Geschichte einen Erfahrungsraum für die Debatte über aktuelle politische Fragen. Darum ging es in einer Tagung, die der Historikerverband am 17. Dezember 2015 in Kooperation mit der Max Weber Stiftung, dem Deutschen Historischen Institut Washington und der American Academy zu dem Thema »Wissen auf der Flucht. Deutsche Akademikerinnen und Akademiker auf der Flucht, 1933 – 1945« veranstaltete. Die von Simone Lässig und Carola Dietze geleitete Tagung widmete sich dem derzeit so aktuellen Thema Flucht in einer besonderen historischen Tiefendimension und thematisierte die Maßnahmen, die damals in den USA, westeuropäischen Ländern und der Türkei zur Integration von geflohenen Wissenschaftlern aus dem nationalsozialistisch beherrschten Deutschland ergriffen wurden. Benannt wurde dabei aber auch das Misstrauen, das Flüchtlingen stellenweise entgegengebracht wurde. Die Veranstaltung zielte auf eine kritisch-historische Analyse, die vor dem Hintergrund aktueller Problemlagen ein Bewusstsein für die Ambivalenz akademischer Flüchtlingshilfe und damit verwobener Integrationsprozesse schafft – ohne die Unterschiede zur heutigen Situation zu negieren. 

Der erste Teil unseres diesjährigen Heftes nimmt das Thema der Konferenz auf und publiziert einen Teil der Vorträge in gekürzter Fassung, um die Diskussion zu diesem wichtigen Thema fortzuführen. Alle Beiträge finden Sie auch auf unserem Weblog blog.historikerverband.de.

In wenigen Monaten wird in Hamburg der 51. Deutsche Historikertag eröffnet. Zum Motto »Glaubensfragen«, aber auch zu anderen, vom Motto unabhängigen Themen haben Sie eine Vielzahl von Sektionsvorschlägen eingereicht. In Hamburg sind die Voraussetzungen gegeben, über 90 Sektionen stattfinden zu lassen, mehr als auf jedem anderen Historikertag zuvor. Trotzdem musste der Ausschuss des VHD zahlreiche Sektionen ablehnen, in vielen Fällen ist die Entscheidung sehr schwer gefallen. Das Programm des 51. Deutschen Historikertages, das Ihnen in gedruckter Form bereits vor einigen Wochen zugegangen ist, bietet eine große Themenvielfalt und spiegelt die Entwicklung unseres Fachs wider. Das Journal eröffnet Einblicke in einige Sektionen des Historikertags und lässt Kolleginnen und Kollegen zu Wort kommen, die mit der Geschichtswissenschaft in unserem Partnerland Indien vertraut sind. Zur Vertiefung der Kooperation zwischen dem Indischen Historikerverband und dem VHD bin ich Anfang April nach Neu-Delhi gereist. Meine Eindrücke von der Reise und den Gesprächen finden Sie ebenfalls in diesem Heft. 

Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich, Sie bald auf dem 51. Deutschen Historikertag begrüßen zu können.

Ihr Martin Schulze Wessel

Vorsitzender des VHD