Offener Brief an Malu Dreyer, Ministerpräsidentin des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, zur Erhaltung der Steinhalle des Mainzer Landesmuseums als Präsentationsort der Sammlung römischer Steindenkmäler

3. Mai 2021

Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Dreyer,

mit großem Interesse verfolgen wir die Debatte um die Pläne, in der Mainzer Steinhalle einen „Ort der Demokratie“ einzurichten. Wir schließen uns den Forderungen des Mainzer Altertumsvereins, des Deutschen Verbands für Archäologie, des Deutschen Archäologenverbandes wie auch des Vereins der Freunde des Landesmuseums an, die Steinhalle des Mainzer Landesmuseums als Präsentationsort der Sammlung römischer Steindenkmäler zu erhalten und auch die wichtigen frühchristlichen und jüdischen Grabsteine aus der Sammlung des Landesmuseums zeitgemäß zu präsentieren.

Das Funktionieren und die Weiterentwicklung von Demokratien in der globalen Welt sind ein sehr aktuelles Thema, so dass wir die Pläne, einen „Ort der Demokratie“ zu schaffen, gut nachvollziehen können. Wir möchten jedoch nachdrücklich infrage stellen, ob ein Museum mit archäologischem und kulturgeschichtlichem Schwerpunkt dafür der richtige Platz ist. Für das Verständnis eines historischen Ortes der Demokratie ist es notwendig, die Geschichte eben nicht auf die Zeitgeschichte zu reduzieren, sondern unsere heutige politische Kultur in seiner eindrucksvollen historischen Tiefe zu verorten. Dazu gehört ganz zentral das römische Erbe der Stadt Mainz, das diese historische Dimensionierung in einzigartiger Weise repräsentiert und das daher auch international ein herausragendes Renommee besitzt. Mit dem Auseinanderreißen einer der bedeutendsten und umfangreichsten Sammlungen römischer Steindenkmäler wäre die Chance vertan, das reiche Erbe haptisch zugänglich zu machen und als Erinnerungsort mit besonderer historischer Atmosphäre im kulturellen Gedächtnis zu bewahren.

Deshalb appellieren wir mit Nachdruck an Sie, Ihre Entscheidung zur Umgestaltung der Steinhalle zu überdenken und den geplanten „Ort der Demokratie“ an anderer und vielleicht passenderer Stelle entstehen zu lassen und verweisen in diesem Zusammenhang auch auf die Arbeit des wenige Meter vom Landesmuseum entfernt etablierten „Hauses des Erinnerns – für Demokratie und Akzeptanz.“ Damit könnte zudem vermieden werden, ein Gefälle zwischen der Bewahrung des kulturellen Erbes und einem lebendigen Lernort zur Demokratie entstehen zu lassen. Vielmehr muss es doch darum gehen, durch eine angemessene Präsentation auch der römischen Geschichte das Bewusstsein dafür wach zu halten, dass die Leistungen unserer heutigen Demokratie ihre Wurzeln auch in diesem antiken Erbe haben.

Mit freundlichen Grüßen

Eva Schlotheuber

Vorsitzende