„Gespaltene Gesellschaften“ von der Antike bis zur Gegenwart

25. September 2018

In der Zeit vom 25. bis 28. September 2018 findet an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) der 52. Deutsche Historikertag unter dem Motto „Gespaltene Gesellschaften“ statt. Mehr als 3500 Besucher werden erwartet. 500 Referenten aus dem In- und Ausland tauschen sich in über 100 Sektionen zu aktuellen Forschungs-themen aus. Partnerland des diesjährigen Historikertages sind die Niederlande.

Heute Abend wird der Historikertag feierlich eröffnet. Festredner der Eröffnungsfeier sind Dr. Wolfgang Schäuble, Präsident des Deutschen Bundestages, und Khadija Arib, Vorsitzende der Zweiten Kammer des Niederländischen Parlaments. Die Schirmherrschaft hat Armin Laschet, Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, der ein Grußwort sprechen wird.

In allen Gesellschaften in Gegenwart und Geschichte sind Schichtungen, Teilungen oder auch Spaltungen durchaus üblich. Die Stimmenvielfalt ist natürlich umso hörbarer, je mehr gesellschaftliche Gruppen sich wie heute an dem politischen Willensprozess beteiligen. Historiker und Historikerinnen aus dem In- und Ausland werden auf dem His-torikertag in Münster die langen und oftmals mühsamen Prozesse aufzeigen und diskutieren, in denen von der Antike bis zur Gegenwart immer neue Herausforderungen bewältigt werden mussten. „Die Geschichte kann und soll neue Verständnishorizonte eröffnen, Entwicklungen kritisch hinterfragen und erklären. Auf diese Weise entsteht ein gemeinsamer Erfahrungsraum, unser kulturelles Gedächtnis. Es ist letztlich dieser Erfahrungsraum, der unsere Bewertungsmuster, Ziele und Visionen für die Zukunft formt“, so die Vorsitzende des VHD, Prof. Dr. Eva Schlotheuber.
In über 100 wissenschaftlichen Sektionen wird die historische Perspektive auf „gesellschaftliche Spaltungen“ aus unterschiedlichen Forschungsblickwinkeln und bezogen auf alle Epochen eingenommen. Die aktuelle Relevanz des Mottos wird in einigen Veranstaltungen unmittelbar erkennbar: Um der Frage nachzugehen, wie Historikerinnen und Historiker auf Rechtsextremismus, Demokratieverachtung, Fremdenfeindlichkeit und Verrohung reagieren können, veranstaltet der VHD eine Podiumsdiskussion mit dem Titel „Bedeutet die neue Rechte eine Gefahr für die Demokratie?“. Sie findet statt am Mittwoch, dem 26. September 2018, von 13:30 Uhr bis 14:30 Uhr im Juridicum Raum 4. Inhaltlich anschließend wird in  einer zusätzlichen Sektion unter dem Titel  „Die Komfortzone verlassen? Zur politischen Relevanz von Geschichtswissenschaft heute“ diskutiert, wie sich unsere Einsichten in die historische Dimension gegenwärtiger Probleme und Gestaltungsaufgaben überhaupt für politische Debatten und Entscheidungen fruchtbar machen lassen.  Diese Veranstaltung ist öffentlich und nicht nur für angemeldete Teilnehmer zugänglich. Sie findet am Mittwoch, dem 26. September 2018, um 18:30 Uhr im Juridicum Raum 1 statt.  
Partnerland des 52. Deutschen Historikertages sind die Niederlande. Die Verbindung Münsters zu den Niederlanden sei traditionell eng, wie Prof. Dr. Peter Funke, Sprecher des Ortskomitees des Historikertages Münster betont. Nicht nur, dass mit dem „Friede von Münster“ 1648 die Geburt der Niederlande einherging, es existieren seitdem vielfältige kulturelle und wissenschaftliche Beziehungen, die weiter vertieft werden sollen. In einer gemeinsamen Veranstal-tung des VHD mit seinem Partnerverband, der Koninklijk Nederlands Historisch Genootschap (KNHG), zum Westfälischen Frieden 1648/2018 wird nach dessen Wirkmächtigkeit bis heute gefragt. Die Podiumsdiskussion findet am Donnerstag, dem 27. September 2018, von 9 Uhr bis 11 Uhr im Juridicum Raum 4 statt.

Weitere Programmpunkte
Neben den wissenschaftlichen Sektionen bietet der Historikertag im LWL-Museum für Kunst und Kultur weitere Foren für die Digitale Geschichtswissenschaft, für Schülerinnen und Schüler sowie Lehrerinnen und Lehrer. Erstmals wird es auf dem Historikertag ein Nachwuchsforum geben. Hier können sich Nachwuchsforscherinnen und -forscher über Berufs- und Karriereplanungen informieren und sich vernetzen. Die schon bewährte Posterausstellung laufender Promotionsprojekte findet dort ebenfalls ihren Platz. Universitäre und außeruniversitäre Einrichtungen stellen sich im Forum „Geschichte vor Ort. Forschung und Beruf in Westfalen“ vor. Darüber hinaus informiert eine große Verlags- und Fachausstellung über aktuelle Programme und Vorhaben aus Wissenschaft, Kultur und Bildung.
Am 26. September findet um 19 Uhr in der Elephant Lounge am Roggenmarkt 15 der History Slam statt – Doktoranden stellen in temporeichen Slam-Darbietungen ihre Forschungsprojekte vor. Der Eintritt kostet acht Euro.


Am 27. September verleiht der VHD um 19 Uhr im Rahmen einer feierlichen Abendveranstaltung den Carl-Erdmann-Preis und den Hedwig-Hintze-Preis an herausragende Nachwuchswissenschaftler. Eine weitere ausgezeichnete Forschungsarbeit erhält den Übersetzungspreis der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Ebenfalls an diesem Abend werden Poster des Doktorandenforums und hervorragende Schülerarbeiten prämiert. Den Festvortrag zu „Einsamkeit und Freiheit“ hält an diesem Abend Prof. Dr. Ulrich Raulff, Direktor des Deutschen Literaturarchivs Marbach.


Öffentlich ist der Abschlussvortrag am 28. September 2018 um 16:30 Uhr im Rathaussaal von Aladin El-Mafaalani, Professor für Politikwissenschaft und politische Soziologie an der Fachhochschule Münster und derzeit Abteilungslei-ter für Integration im NRW-Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration in Düsseldorf. Er spricht zu „Spaltung und Vernetzung: Das Integrationsparadox und seine Verstärkung durch soziale Netzwerke“.


Ein vielfältiges Begleitprogramm in Münster und Umgebung öffnet den Historikertag in die Stadt hinein.
Das gesamte Programm ist unter www.historikertag.de  abrufbar.

Kontakt:

Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. ist die Interessenvertretung des Faches Geschichte gegenüber gesellschaftlichen Organisationen und staatlichen Behörden, er unterstützt die internationale Vernetzung der Geschichtswissenschaft, setzt sich für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein und veranstaltet im zweijährigen Rhythmus den Deutschen Historikertag. Der VHD hat zurzeit 3.300 Mitglieder. Der Deutsche Historikertag wird vom Deutschen Historikerver-band und dem Verband der Geschichtslehrer Deutschlands veranstaltet. Mit 3.500 erwarteten Besucherinnen und Besuchern ist der Historikertag der größte geisteswissenschaftliche Kongress Europas.


Im Exzellenzcluster „Religion und Politik“ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), der Kooperationspartner des 52. Deutschen Historikertags in Münster ist, forschen rund 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus mehr als 20 geis-tes- und sozialwissenschaftlichen Fächern und 14 Nationen.


V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Eva Schlotheuber (Vorsitzende VHD) / Prof. Dr. Johannes Paulmann (Schriftführer VHD)