Motto des 50. Deutschen Historikertages steht fest

26. April 2013

„Gewinner und Verlierer“ – Das Motto des 50. Deutschen Historikertages 2014 in Göttingen steht fest

In der Zeit vom 23. bis 26. September 2014 findet an der Georg-August-Universität Göttingen der 50. Deutsche Historikertag statt. Der Jubiläums-Kongress wird unter das Motto „Gewinner und Verlierer“ gestellt.
Vorstand und Ausschuss des Verbandes verbinden mit dem Motto einen Kernbestand der Deutung historischen Geschehens, sind doch Wettbewerbe wie der sportliche Wettkampf oder die demokratische Wahl sowie die Austragung regelhafter Konflikte stets vom Gegensatzpaar des Gewinnens und Verlierens geprägt. Aber auch historische Prozesse wie der Aufbau oder Zerfall von Staatlichkeit, die Neuerschließung von Handelsrouten, koloniale Expansion und Verdichtung von Kommunikationsräumen bringen Gewinner und Verlierer hervor, die sich teilweise erst im historischen Urteil als solche hervortreten.
Dabei ist die Rede von Gewinnern und Verlierern stets mit bestimmten Perspektiven verknüpft. Annahmen darüber, welches „Spiel“ eigentlich gespielt wird, und Erwartungen hinsichtlich künftiger Entwicklungen bestimmen mit, wer als Gewinner und wer als Verlierer gilt. Teleologische Geschichtskonzepte wie der Marxismus-Leninismus oder die vom britischen Historiker Herbert Butterfield schon 1931 kritisierte „Whig Interpretation of History“ haben Geschichte in aufeinanderfolgende Stadien geordnet, in denen um das letzte Ziel der Geschichte gerungen wird. Alle Geschichten „siegreicher“ Konzepte, sei es in der politischen Ideengeschichte, sei es in der Wissenschaftsgeschichte, sind jedoch nach ihren Blindstellen zu befragen. Nicht realisierte Möglichkeiten, Seitenwege und vermeintliche Sackgassen in der Geschichte aufzuspüren, erfordert einen methodischen Ansatz, der um die heuristische Problematik der Einteilung in „Gewinner und Verlierer“ weiß.
Den historiographischen Zuschreibungen von Sieg und Niederlage, Gewinn und Verlust steht das Selbstverständnis konkreter Akteure gegenüber. Wie Niederlagen oder Verluste erfahren und kommuniziert werden, ist nur aus der Perspektive der betroffenen Gruppen und Individuen zu erschließen. Diskurse von Verlierern können ein notwendiges Korrektiv für eine Geschichtsschreibung sein, die mit ihrem Objektivitätsanspruch diese Perspektive nur schwer einzunehmen vermag.
Der Deutsche Historikertag nimmt traditionell die epochale wie thematische Breite der Geschichtswissenschaft in den Blick und versteht sich als Schaufenster und Forum der aktuellen Forschung. Der alle zwei Jahre ausgetragene Kongress zählt mit seinen mehr als 3.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu einer der größten geisteswissenschaftlichen Fachtagungen Europas. Zugleich handelt es sich um ein bedeutendes gesellschaftliches Ereignis, bei dem sich die deutsche Geschichtswissenschaft, die Universität, die Stadt und das Land einer großen Öffentlichkeit präsentieren können.
Unserem diesmaligen Partnerland Großbritannien kommt dabei eine besondere Bedeutung zu und wurde vom VHD für seinen Jubliäums-Kongress nicht zufällig gewählt. So pflegen das Land Niedersachsen und die Göttinger Universität traditionell enge Verbindungen zum
Vereinigten Königreich. Ganz aktuell spiegelt sich dies in der Niedersächsischen Landesausstellung 2014 zum Thema „Hannovers Herrscher auf Englands Thron 1714 – 1837“ wider. Mit der Wahl Großbritanniens als Gastland des Historikertages sollen jedoch nicht nur die historischen Verflechtungen der Länder hervorgehoben, sondern auch die engen Beziehungen zwischen der britischen und deutschen Geschichtswissenschaft weiter vertieft werden.

Weitere Informationen zum 50. Deutschen Historikertag erhalten Sie demnächst unter www.historikertag.de.

V.i.S.d.P.: Prof. Dr. Martin Schulze Wessel

Dr. Nora Hilgert | Geschäftsführung

Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V.
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