„Forschung braucht Zeit, Ruhe und persönliche Perspektiven“
Historikerverband wendet sich mit Forderungen zur Verbesserung der Arbeitssituation von Forschenden an die Politik
Frankfurt (VHD) Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands e.V. (VHD) stellt fest, dass die Bunderegierung in ihrem Beschluss zur Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) fachliche Bedenken nicht berücksichtigt hat, – und hofft nun auf eine grundlegende Revision in zentralen Punkten im Zuge des parlamentarischen Verfahrens. Hierfür wendet sich der VHD am 24. April 2024 mit einem offenen Brief an die politischen Entscheidungsträger:innen.
„Forschung braucht Zeit, Ruhe und persönliche Perspektiven.“, betont der VHD-Vorsitzende Lutz Raphael in seinem Schreiben an die Mitglieder des zuständigen Bundestagsausschusses für Bildung, Forschung und Technikfolgenabschätzung sowie die zuständigen Ministerien der Länder. Mit Inkraftreten des Gesetzes drohe, eine ganze Generation von Historiker:innen um ihre Chance geprellt zu werden. „Diese Vergeudung wissenschaftlichen Engagements ist unverantwortlich, von den persönlichen Härten ganz zu schweigen.“ Dabei sieht Raphael dezidiert nicht nur die Hochschulen, sondern die Politik in der Pflicht: „Es sollten den Institutionen klare Rahmenbedingungen gesetzt werden, statt das Problem wieder auf die nachwachsende Wissenschaftler:innengeneration abzuwälzen.“
Insbesondere die vorgesehene 4 plus 2 Jahres-Höchstbefristungsregel nach der Promotion Jahren sei eine radikale Verkürzung, die einen inhaltlich unbegründeten Eingriff in die autonome Gestaltung wissenschaftlicher Qualifizierung bedeute. Neben einer Ausweitung auf acht Jahre (6 plus 2) spricht sich der Verband dafür aus, Regelungen für den prozentualen Ausbau unbefristeter wissenschaftlicher Mitarbeiterstellen zu schaffen. Darüber hinaus sei eine hinreichend lange, auch finanziell geförderte Übergangsphase absolut unerlässlich. Bereits seit längerem hat der VHD das Reformvorhaben des WissZeitVG intensiv begleitet und wiederholt auf die Probleme des Entwurfs hingewiesen.
Kontakt:
Dr. Felix Gräfenberg, graefenberg@historikerverband.de, +49 1514 7067502
Hintergrund:
Der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands (VHD) ist einer der ältesten geisteswissenschaftlichen Fachverbände Deutschlands. Er wurde 1895 als „Verband Deutscher Historiker“ gegründet. Mit seinen inzwischen über 3.400 Mitgliedern fördert der VHD die Geschichtswissenschaft in Deutschland und vertritt die Interessen aller in historischen Arbeitsfeldern hauptberuflich Tätigen gegenüber Öffentlichkeit, politischen Institutionen und internationaler Geschichtswissenschaft. Gemeinsam mit dem „Verband der Geschichtslehrerinnen und -lehrer Deutschlands e.V.“ (VGD) richtet der VHD alle zwei Jahre den „Historikertag“ als größte geisteswissenschaftliche Fachkonferenz an einer deutschen Universität aus.
Alle bisherigen Stellungnahmen des VHD zum WissZeitVG unter: https://www.historikerverband.de/aktivitaeten/wisszeitvg/
Ein Mitschnitt der Podiumsdiskussion „Systemwandel (fach)gerecht? Karrierewege und Arbeitsbedingungen in der Geschichtswissenschaft“ des VHD unter: https://lisa.gerda-henkel-stiftung.de/vhd_karrierewege_geschichtswissenschaft
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