Vor 28 Jahren fand in Gießen unter der Leitung von Günther Lottes (†) das erste Treffen der frisch konstituierten Arbeitsgemeinschaft „Frühe Neuzeit“ statt. Erklärte Ziele waren im Jahr 1995 der stärkere Dialog innerhalb etablierter und damals neuer Bereiche der Frühneuzeitforschung wie etwa den Genderstudien, der offensivere Austausch der Geschichts- mit den Kulturwissenschaften und die thematische Neuorientierung aufgrund des deutschen Einigungsprozesses auf frühe europäische Einigungsbestrebungen. Winfried Schulze forderte zudem als Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft damals eindrücklich, sich gemeinsamer Fragen bewusst zu bleiben. Die inzwischen fest etablierte Tradition der zweijährlichen Arbeitstagung verweist auf ein großes Interesse an diesen gemeinsamen Fragen, einen lebendigen Dialog mit kritischen Bilanzen und methodische Selbstreflexionen der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler innerhalb unserer Forschungsepoche zu pflegen. Die bisherigen 14 Arbeitstreffen sind der erfreuliche Beweis, dass das von Winfried Schulze, Heide Wunder, Hans Medick, Heinz Duchhardt, Anton Schindling, Georg Schmidt und Arno Herzig angedachte Konzept des kritischen Dialogs der Fachkolleginnen und Kollegen der Frühneuzeit über aktuelle Entwicklungen und Weichenstellungen innerhalb der Disziplin zu sprechen, ungebrochen auf große Resonanz stößt. In den letzten Jahren ist die immer stärkere aktive Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses gelungen sowie seit 2015 die stärkere Internationalisierung der Arbeitstreffen erreicht worden. 

WissensWelten

15. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft „Frühe Neuzeit“ im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands in Gotha, 19.-21.September 2024 (Organisation: Martin Mulsow und Markus Meumann)

Das Thema „WissensWelten“ spricht Frühneuzeitgeschichte als Wissensgeschichte an, und zwar unter zwei zentralen Aspekten: 

Zum einen zielt es auf Wissenskulturen und -milieus wie Hof, Stadt und Universität. Dabei ist keineswegs nur akademisches und gelehrtes Wissen gemeint, sondern vor allem dessen Interaktion mit anderen Wissenstypen wie sozialem, handwerklichem und bild­lichem Wissen. Nicht zuletzt das in Praktiken lebendige und in Artefakten materialisierte Wissen, seine Gebundenheit an Stand und Geschlecht, seine Zirkulation in Netzwerken und Medien sollen in den Sektionen thematisiert werden. Die Wissensgeschichte hat im vergangenen Jahrzehnt eine rasante Entwicklung hin zur eigenen Teildisziplin genommen, mit Zeitschriftengründungen, Handbüchern sowie ausdifferenzierten Fragestellungen und methodischen Ansätzen. Dies gilt es zu reflektieren, auch im Hinblick auf neue Möglichkeiten, Probleme und Grenzen des Konzepts.

Zum anderen zielt der Begriff WissensWelten auf eine Globalisierung und Dezentrierung unseres Blickwinkels ab: auf Wissen in und aus anderen Weltregionen. Globale Wissens­geschichte ist jedoch mehr als nur eine Rekonstruktion von Wissenskulturen in außereuropäischen Milieus: Sie stellt die Frage nach den Verbindungen und Nicht-Verbindungen von Wissenswelten, nach Isolation oder Durchdringung, nach Transfer oder der Verweigerung von Transfer. Das Tagungsthema schließt dabei nicht nur an den schon länger formulierten Appell an, Europa zu „provinzialisieren“. Es nimmt auch die in jüngerer Zeit formulierte Skepsis gegenüber der Annahme allgegenwärtiger „Konnektivität“ auf und fragt deshalb nach Globalisierung ebenso wie nach De-Globalisierung. Auf diese Weise stellt es sich dem methodischen und konzeptionellen Problem, was Verflechtung in Bezug auf Wissen heißen kann. 

So meint WissensWelten beides: Wissenskulturen und globale Wissensgeschichte.

Den Call for Sessions finden Sie hier.

Die Sprachen der Frühen Neuzeit

14. Arbeitstagung der Arbeitsgemeinschaft „Frühe Neuzeit“ im Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands in Bamberg, 22.-24. September 2022.

Indem sie Sprache als grundlegendes Medium menschlicher Verständigung in den Fokus rückt, möchte die Bamberger Arbeitstagung zur Auseinandersetzung mit kommunikativen Praktiken, Übersetzungsleistungen und Mehrsprachigkeit in der Frühen Neuzeit anregen. Aus welchen Motiven eigneten sich historische Akteure Sprachkenntnisse an, und wie setzten sie diese ein? In welchen historischen Kontexten spielten Sprachbarrieren eine Rolle, und wie wurden diese überwunden? Inwiefern hatte Mehrsprachigkeit soziale, geschlechtsspezifische, ethnische oder religiöse Konnotationen? Welche sprachlichen Wirkungen zeitigten Prozesse wie Reformation, Konfessionalisierung, Etablierung des neuzeitlichen Staatensystems, wissenschaftliche Revolution und Aufklärung? Die Beschäftigung mit diesen Fragen regt zu interdisziplinärer Zusammenarbeit – insbesondere mit den Sprach- und Literaturwissenschaften – ebenso an wie zu internationaler Kooperation.

Prozesse sprachlicher Verständigung und Vermittlung sollen im Rahmen der Arbeitstagung möglichst umfassend in den Blick genommen werden. Hierbei interessieren etwa Phänomene wie der Aufstieg der Volkssprachen zu Verwaltungs-, Literatur- und Wissenschaftssprachen; die Persistenz der klassischen Sprachen (allen voran des Lateinischen) in der gelehrten Kommunikation und in den christlichen Kirchen; die Tätigkeit von Dolmetschern und Übersetzern; Formen und Praktiken des Fremdsprachenlernens; Reichweite, Ausprägungen und Funktionen von Mehrsprachigkeit; Sprachenwahl und Sprachgebrauch in Handel, Diplomatie, Militär, Kolonialherrschaft und Mission; sowie die sprachliche Situation von Migranten und Minderheiten.

Den Flyer zur Arbeitstagung finden Sie hier.

Das Programm der Arbeitstagung finden Sie hier.

Den derzeitigen Vorsitz der AG FNZ führt: 

Prof. Dr. Mark Häberlein | Vorsitzender

Universität Bamberg, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Fischstraße 5/7, D-96045 Bamberg, Tel. +49 (951) 863-2356

Vorstand

Prof. Dr. Antje Flüchter (Bielefeld)

Dr. Elizabeth Harding (Wolfenbüttel)

Prof. Dr. Martin Mulsow (Erfurt/Gotha)

Prof. Dr. Ulrike Ludwig (Münster)

Ass.-Prof. Dr. Tim Neu (Wien)

Prof. Dr. Michael Rohrschneider (Bonn)

Prof. Dr. Kim Siebenhüner (Jena)

Prof. Dr. Christine Vogel (Vechta)

PD Dr. Hannes Ziegler (München)