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VHD Journal 2015-2

LIEBE MITGLIEDER DES VERBANDES DER HISTORIKER UND HISTORIKERINNEN DEUTSCHLANDS, 

der Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands ist, anders als z. B. der Deutsche Hochschulverband, keine Berufsvertretung im engeren Sinne. Sein vornehmlicher Zweck ist die Förderung der Geschichtswissenschaft. Aber auch die »Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie von Doktoranden« gehört zu den Satzungszwecken. Zwischen dem hehren Ziel der Förderung der Geschichtswissenschaft und dem scheinbar berufsständischen der Nachwuchsförderung gibt es kein Spannungsverhältnis: Nur wenn die beruflichen Bedingungen für Nachwuchskarrieren von Historikerinnen und Historikern stimmen, kann sich Geschichtswissenschaft gut entwickeln. 
Über die Situation des Nachwuchses eine Diskussion zu führen ist überfällig. Es geht um einen Dialog mit der Politik, den der Historikerverband auf dem Göttinger Historikertag sowie mit mehreren Tagungsveranstaltungen und Podiumsdiskussionen begonnen hat. Die jüngste Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes und die Äußerungen von Bundesbildungsministerin Johanna Wanka, dem wissenschaftlichen Nachwuchs bessere Bedingungen bereiten zu wollen, sind Zeichen für einen politischen Wandel. Doch handelt es sich bislang um Ankündigungen. Ob Programme zur Förderung junger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufgelegt werden, ob gar strukturelle Reformen folgen, ist noch nicht absehbar. Abgesehen vom politischen Dialog geht es aber auch darum, eine Selbstverständigung in unserem Fach anzustoßen. Nicht alle Fragen, die den wissenschaftlichen Nachwuchs betreffen, sind an die Politik zu delegieren. 
In dieser Ausgabe des VHD Journals nimmt eine Reihe von Kolleginnen und Kollegen zur Situation des Nachwuchses Stellung. Das Heft repräsentiert ein breites Spektrum von Meinungen. Eingeladen wurden Historikerinnen und Historiker, die zum wissenschaftlichen Nachwuchs zählen, sowie etablierte Kollegen aus verschiedenen Bereichen der Geschichtswissenschaft, aber auch aus Nachbardisziplinen und aus Nachbarländern. 
Wir möchten Sie herzlich dazu einladen, die hier begonnene Diskussion weiterzuführen. Hierfür haben wir einen eigenen Blog eingerichtet, auf dem Sie die einzelnen Beiträge dieses Heftes noch einmal nachlesen und kommentieren können. Sie erreichen unseren Blog unter → blog.historikerverband.de
Das Heft hat einige weitere Schwerpunkte, wie z. B. den Bericht vom 22. Welthistorikertag, der vor wenigen Wochen in Jinan stattfand. Besonders hinweisen möchte ich auf die rechtliche Problematik der Nutzung audiovisueller Quellen, die ebenfalls in diesem Heft thematisiert wird. Audiovisuelle Quellen werden mittlerweile von vielen Kolleginnen und Kollegen in Vorlesungen eingesetzt, Filme werden in Aufsätzen zitiert und am besten mit einem Standbild versehen. Doch ist dies im Einklang mit dem Urheberrecht? Dieser wichtigen Frage hat sich ein eigens eingesetzter Unterausschuss unseres Verbands angenommen und die Kanzlei iRights.law mit der Anfertigung eines Gutachtens beauftragt, um Rechtsklarheit zu schaffen. Dieses Gutachten liegt nun vor und kann von Ihnen auf unserer Homepage eingesehen und als Leitfaden für die alltägliche Praxis verwendet werden. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Punkte finden Sie in diesem Heft. Der VHD und die Gesellschaft für Mediengeschichte haben eine gemeinsame Stellungnahme verabschiedet, die Sie ebenfalls auf unserer Homepage nachlesen können. 
Ich wünsche Ihnen eine anregende Lektüre und freue mich auf Ihre Rückmeldungen zu unseren Themen in unserem neuen Weblog!


Ihr Martin Schulze Wessel
Vorsitzender des VHD